Rudi Kargus geb.: 15. 08. 1952

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    HSV-Legende Rudi Kargus hielt mehr Strafstöße als jeder andere Bundesligatorwart. Was das für seine Profi-Karriere bedeutete.

    Hamburg/Quickborn. Das Pokalerfolg seines HSV gegen den Karlsruher SC hat sich Rudi Kargus am Mittwoch dann doch noch angeschaut, spätabends, in einer Zusammenfassung. "Ich bin ja kein Fan, sondern habe mittlerweile viel Distanz zum Fußball", erzählt der frühere Nationaltorwart. Aber für Daniel Heuer Fernandes habe er sich ehrlich gefreut: "Ich war am Wochenende im Stadion und habe ihn mir ein bisschen genauer angeschaut: Er hat sich sehr gut entwickelt, nachdem er ja auch eine nicht ganz so leichte Zeit hatte."

    Zweimal hat Heuer Fernandes (29) im Elfmeterschießen gegen den KSC pariert und dem HSV so ins Halbfinale verholfen. Schon in den Runden zuvor in Nürnberg und Köln hatte der Deutschportugiese jeweils einen Elfmeter abwehren können. Jetzt sind "Elfer-Held" und "Elfmeter-Killer" seine Beinamen.

    Es sind Attribute, die einst auch Kargus (69) zugeschrieben wurden. Allein in der Bundesliga hat er 24 Strafstöße pariert – bis heute mehr als jeder andere Torwart. Aber das, sagt Kargus, sei für ihn kein Qualitätsmerkmal. "Dass ich 408 Bundesligaspiele bestritten habe, macht mich stolzer." Und das erkläre dann eigentlich auch schon die hohe Zahl gehaltener Elfmeter.

    HSV-Legende Rudi Kargus und das Geheimnis des Elfmetertöters

    Aber so einfach ist es wohl nicht. Der große Sepp Maier stand wie Kargus bei 72 Elfmetern zwischen den Pfosten, konnte aber nur halb so viele parieren: zwölf. Anders ausgedrückt: Kargus hielt jeden dritten Elfmeter, Maier jeden sechsten. Das kann unmöglich Zufall gewesen sein!

    Was also ist das Geheimnis eines Elfmetertöters? "Für die heutige Zeit maße ich mir da kein Urteil an", sagt Kargus, der sich nach seiner aktiven Laufbahn eine zweite Karriere als anerkannter Kunstmaler aufgebaut hat. Der Fußball insgesamt habe sich verändert und mit ihm auch die Art, wie Strafstöße geschossen würden. Den Lupfer in die Mitte, den sich damals nur Antonin Panenka traute, sehe man heute viel häufiger.


    Er selbst habe Statistiken geführt über die gegnerischen Elfmeterschützen: Wer bevorzugt welche Ecke? Aber darauf habe er nicht allein vertraut, sondern immer auch den Blickkontakt gesucht. "Mein Credo war, den Schützen dazu zu verleiten, dass er dorthin schießt, wo ich es will."

    Ex-HSV-Torwart Kargus schaffte mit Elfmeterparaden den Durchbruch

    Zufall oder nicht: Elfmeter haben für seine Karriere als Profi eine entscheidende Rolle gespielt. Im Dezember 1973 parierte Kargus im Elfmeterschießen gegen Mönchengladbach gegen Horst Köppel, Rainer Bonhof sowie Dietmar Danner und ebnete dem HSV den Weg ins DFB-Pokal-Viertelfinale. Der "Elfmetertöter" war geboren. "Das war ein bisschen mein Durchbruch", sagt Kargus heute.

    Ein Jahr später, im Uefa-Pokal-Rückspiel gegen Dynamo Dresden, hielt er in der regulären Spielzeit die Strafstöße von "Dixie" Dörner und Claus Lichtenberger. Es seien die Elfmeter, die ihm am ehesten in Erinnerung geblieben seien. Ein weiteres Jahr später war Kargus Nationalspieler.


    Das Elfmeterschießen des EM-Endspiels 1976 gegen die Tschechoslowakei aber erlebte er nur von der deutschen Bank aus. Ob er Panenkas Lupfer gehalten hätte, den vielleicht berühmtesten Elfmeter der Fußballgeschichte? Kargus ist ganz froh, dass sich die Frage nicht stellt: "Wenn er ihn reingemacht hätte, hätte es geheißen: Das wäre Sepp Maier nicht passiert."